Die Lebensbedingungen auf der „Admiral Brommy“

Der ausgediente Frachter „Admiral Brommy“ im Holzhafen diente ab August 1940 vorübergehend als Unterkunft für mehrere hundert französische Kriegsfangene, die in Bremen Zwangsarbeit leisten mussten.

Aquarell von David Alloi, 1942

 

Gravierende hygienische Mängel 

Die Zustände auf der „Brommy“ waren in vieler Hinsicht unerträglich und die hygienischen Mängel gravierend. So heißt es in einem Bericht des IKRK vom 29.11.1941, dass die Unterkunft absolut eng, schlecht geheizt und belüftet sei, was zur Erkrankung vieler Gefangener geführt habe. Die sanitären Anlagen seien sehr primitiv und völlig unzureichend; nachts seien die Latrinen kaum zu erreichen. Die Rohre seien defekt, so dass das Abwasser in die Schlafsäle laufe und die Duschen unbenutzbar seien. Die Unterbringung der Kranken in der Krankenstation sei ebenso beengt und unhygienisch wie die der übrigen Gefangenen, die Medikamente völlig unzureichend. Schwere Fälle würden im St. Joseph-Krankenhaus in Bremen vernünftig versorgt. Aber leicht verletzte und leicht erkrankte Gefangene müssten weiterarbeiten, teilweise schwer tragen. Die allgemeine Stimmung auf der „Brommy“ sei verzweifelt. Schon Ende 1941 wird in diesem Bericht eine sofortige Verlegung der Gefangenen an Land gefordert (Archives Nationales F/9/2296).

Elf Stunden Arbeit  

In einem Bericht des Internationalen Roten Kreuzes von 1942 findet man zum Tagesablauf des Kommandos „Admiral Brommy“, folgende Informationen:
4 Uhr 30 Wecken, 5 Uhr 30 Appell, danach begeben sich die Gefangenen in ihre Betriebe, was ca. eine Stunde in Anspruch nimmt. Sie arbeiten von 7 Uhr bis 12 oder 12 Uhr 30. Nach einer halben Stunde Pause arbeiten sie weiter, ohne Unterbrechung bis 16, 17 oder 18 Uhr. Die Arbeitszeiten sind je nach Anlandung sehr unterschiedlich, manchmal gehen sie auch über 18 Uhr hinaus. Je nach Arbeit variieren die Gruppengrößen bis zu 15 Mann. Oft müssen die Kriegsgefangenen Überstunden machen, bis letzte Woche haben sie auch am Sonntag gearbeitet, ohne dafür einen Ruhetag in der Woche zu bekommen.(7. IKRK-Bericht über einen Besuch des Kommandos Brommy am 4.8.1942 Archives Nationales, Paris, F/9/2915)

Zwei Fingerhüte Margarine

Über die Verpflegung heißt es in einem Brief eines Gefangenen an seine Familie: am Tag  ein Liter Suppe (Kohl oder Steckrüben, Karotten) 4 oder 5 Salzkartoffeln, 300 Gramm Schwarzbrot, ein Scheibchen Schmierwurst und zwei Fingerhüte Margarine, an Fleisch vielleicht mal ein oder zwei Fingerhut voll in der Suppe, aber meist essen wir das, was in den Päckchen ist. (von den Familien aus Frankreich; HBS.) (Archives Nationales (F/9/2915).

Mit der Faust ins Gesicht

Mehrere Rotkreuz-Berichte beklagen die Behandlung der Gefangenen durch den deutschen Kommandanten Störbeker, ein „ehemaliger Seemann und sehr brutal“, der noch stolz auf seine Methoden sei – er schlage Gefangene mit der Faust ins Gesicht. (Bericht der SDPG vom Januar 1942, Archives Nationales, F/9/2915)

Luftschutz nicht gewährleistet

Auf dem Schiff war auch der vom Genfer Abkommen vorgeschriebene ausreichende Luftschutz nicht gewährleistet. So war es beispielsweise unmöglich, bei Luftangriffen die mehr als 500 Mann über die einzige Leiter in der Dunkelheit an Land zu bringen. Ein Besuchsbericht weist daraufhin, dass sich deswegen häufig Unfälle ereigneten. (Bericht der SDPG vom Januar 1942, Archives Nationales, F/9/2915)

Schließlich wurden die Gefangenen im Sommer 1942 in die Ulrichsschuppen an Land verlegt.

Text: Helga Bories-Sawala
Foto: Archiv Helga Bories-Sawala

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