Bilder vom Schwimmen in Flüssen, Bilder von längst vergangenen Sommertagen: Ein schmaler Streifen Strand, das Band der Weser, Jungen und Mädchen im Wasser, die Familie beim Picknick auf der Uferböschung. Nach 1945 war das Baden in der Weser eines der wenigen Vergnügen, das sich Familien leisten konnten. Sigrid Bauermeister fuhr zum Baden nach Mittelsbüren.
In der Weser zu baden wurde Ende der 1960er Jahre verboten, das Wasser war viel zu stark durch Abwasser belastet, ganz besonders durch die Kaliindustrie in Thüringen und Hessen. Jahrzehnte wäre keiner auf die Idee gekommen, ins Weserwasser zu steigen. Die Verordnung des Wasser- und Schifffahrtsverwaltung für Weser, Lesum und Hunte bestimmte: „Die Weser als Schifffahrtsstraße birgt für die Badenden erhebliche Gefahren, die sich durch Sog und Wellenschlag ergeben.“
Da hat sich inzwischen viel getan, vor allem durch den Rückgang der Industrie und bessere Kläranlagen. Inzwischen vermeldet das Amt: „Nachdem sich die Wasserqualität in den letzten Jahren merklich verbessert hat, ist das Baden in der Weser wieder zum beliebten Volkssport geworden. Allein im Zuständigkeitsbereich des WSA Bremen zwischen Bremen und Brake locken derzeit ca. 20 km Sandufer zum Sonnen- und Weserbaden.“
Die Weser allerdings ist nicht mehr die alte: Der Fluss ist kanalisiert, Schlengen und Buchten sind verschwunden, die Strömung schneller – nicht länger ein Fluss, sondern eine Wasserstraße.
Beachclubs mitten in der Stadt sind beliebt, das Baden im Fluss liegt im Trend, auch in der Weser. Das Wasser ist wieder ausreichend sauber, das Schwimmen in der Weser ist wieder erlaubt. Da werden alte Flussbadestrände wiederentdeckt. Zum Beispiel der Strand beim Café Sand. Oder in Woltmershausen. Oberhalb des Weserwehrs beim Fuldahafen soll ein Badestrand entstehen und auch auf dem Peterswerder. Grad so wie früher, vor gut 100 Jahren. Damals gab es richtige Flussbadeanstalten, mit Abteilungen für Männer und Frauen.
Sigrid Bauermeister mit Freundinnen in Mittelsbüren, um 1946
Jenseits der Badeanstalten, am freien Weserufer, gab es diese Aufteilung natürlich nicht. Und da wollten die Mädchen auch schick aussehen. Doch die gestrickten Badeanzüge machten dem ein Strich durch die Rechnung, so empfand es jedenfalls Sigrid Bauermeister. Und so erzählt sie zu dem Bild:
Interview: Achim Saur mit Sigrid Bauermeister; 2005
Schnitt Audio 1: Sabine Murken, 2011; Audio 2: Achim Saur, 2015
Recherche und Text: Christine Spiess; 2012
Fotos: Geschichtskontor
Zur legendären Wagenbrettsche Badeanstalt auf dem Peterswerder lesen Sie „Bei Vater Wagenbrett“. Darin erinnert Bernhard Gleim an ihren stadtbekannten Bademeister.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen aus: B.Gleim, G.König; Goethe und die Heringe aus Bremen, illustriert von Til Mette, Bremen 1989