Jugendfreizeitheime, „Freizis“, das wäre in den 1950er Jahren ein Fremdwort gewesen. Jugendarbeit fand in den Sportvereinen statt – und in den Kirchengemeinden. In Walle hatte sich vor allem die Immanuelgemeinde auf diesem Gebiet stark engagiert. Gemeindehaus und Kapelle in der Elisabethstraße, beide eher unscheinbar in die Häuserreihe eingefügt, wurden für Generationen von Jugendlichen zur zweiten Heimat.
Jugend- und Subkultur
„Tanzen gehen – sonst gab’s ja nichts“
Nach dem Zweiten Weltkrieg: eine junge Frau, die zu gerne in einem der großen Säle zum Tanz geht. Wie viele andere auch. Die fehlende Ausgehkleidung ist jedoch ein Problem. Sie wird geliehen und manchmal kommt zur großen Freude ein Paket von der Verwandtschaft in Amerika – auch ein paar weiße Schuhe sind dabei, die kurzerhand umgefärbt werden.
Flucht im Hafen
In den bremischen Häfen nach 1945: statt geschäftigem Treiben tote Hose. Die deutschen Schiffe: versenkt, beschlagnahmt oder beschädigt noch im Hafen. Die Küstenschifffahrt wird mit alten Kähnen betrieben. Die Überseeschifffahrt – von den Alliierten zuerst verboten, dann bis 1951, beschränkt. Ein desolater Zustand. Für die Jugendlichen aus dem Bremer Westen aber, erzählt Sigrid Bauermeister, waren die Hafenbecken ein großes Spaßbad: verboten und gefährlich, aber ungeheuer reizvoll.
„So schlecht die Zeit auch war…“
Wenig zu essen, dreimal gewendete Kleider, nichts zum Heizen. Eine Kindheit in der Nachkriegszeit – nur reich an Entbehrung? Aber ein glückliches Leben ist nicht identisch mit Wohlstand und Rundumversorgung. Sigrid Bauermeister über kleine Freuden im kriegszerstörten Bremen.
Zwischen Millionären und Kleinbürgern am Osterdeich
Familie Jacoby lebte vom Ofensetzen und dem Handel mit Öfen. Irgendwann in den Zwanziger Jahren, etliche vermögende Familien hatten in der Weltwirtschaftskrise ihre Häuser zu Geld machen müssen, konnte die Familie aus der Frühlingsstraße im engen Rembertiviertel an den noblen Osterdeich umziehen.
Ein Sack Kartoffeln
Hunger und Kälte, das war Alltag in den Bremer Nachkriegsjahren. Man musste schauen, wie man zu was kam. Egal, ob Kohlen oder Kartoffeln. Das wussten schon die Kurzen und stromerten durch den Hafen. Sigrid Bauermeister wuchs in Oslebshausen auf, dort arbeitete man im Hafen, bei der AG Weser – oder auch bei der Bahn. Daher kannten sich die Familien auf dem Rangiergelände bestens aus. Zum „Organisieren“ nahmen die Kinder ihren Sack schon zur Schule mit.
Schüler auf Schienen
Die Bremer Straßenbahnunruhen im Januar 1968 sind längst Legende: Für viele Bremer der erinnerbarste Moment, in dem sie ein politisches Bewusstsein entwickelten. Die politischen Proteste wurden vor allem von Gymnasiasten und den Studenten der Hochschulen getragen. Dietmar Kohlrausch, damals Schüler am Alten Gymnasium, war von Anfang an bei den Protesten dabei.
Kindheit in Trümmern

Einen Abenteuerspielplatz brauchten die Bremer Butjer in den 1950er Jahren ganz bestimmt nicht. Die Trümmerlandschaft im zerstörten Bremer Westen war für die Kinder der natürliche Spielplatz. Herbert Poppe aus Utbremen sieht die zerstörte Stadt noch deutlich vor sich.
Alles war knapp
Sigrid Bauermeister, Jahrgang 1936, kam nach dem Krieg als 10-Jährige mit ihrer Familie nach Oslebshausen zurück. Hier erlebte sie eine Kindheit, gepägt vom Mangel am Allernötigsten, aber mit Freiheiten, die in keiner anderen als einer Nachkriegsgesellschaft denkbar sind.
Punk
80er Jahre in Bremens guter Stube. Verlotterte Gestalten, wilde Frisuren in schrillen Farben. Zusammenrottungen mit Bierdosen (Becks) auf dem altehrwürdigen Marktplatz neben der Figur des heldenhaften Ritters Roland. „Ey Alter, haste mal ne Mark?“ Viertel Stunde später: „Lass ma‘ zu Karstadt, Nachschub.“ – „Nee, ey. Der Laden is‘ voll asi, ey. Lass ma‘ zum Eck.“ …