Die Balge, einer von unzähligen Nebenarmen der mittelalterlichen Weser, sollte zum Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Großstadt werden. Zwanzig Kilometer erstreckte sich die Bremer Düne am Ufer der Weserniederung mit ihren zahlreichen Nebenarmen. Auf diesen Anhöhen zwischen Grambke und Mahndorf, sicher vor Überschwemmungen, siedelten seit vorrömischen Zeiten Sachsen. Warum wählte Karl der Große im Jahr 780 gerade diesen Platz für seine Missionsstation aus? Die Antwort ist eine geographische.
Die Siedlungen auf der Düne lagen verkehrsgünstig. In einer Zeit, in der das Wasser den bequemsten Verkehrsweg bot, wurde der Warenaustausch über die Flüsse abgewickelt. Hier gab es eine Siedlung mit Furt und einem Nebenarm der Weser, die Balge. Die war geeignet für das Anlegen von Schiffen und bot den Händlern einen sicheren Platz zum Laden und Entladen ihrer Waren.
Von der Tide bis zu ihrem höchsten Punkt flussaufwärts getragen liefen die Friesen, die wandernden Fernhändler dieser Zeit, einfach auf den flachen Sand auf und verkauften ihr Handelsgut am Ufer in aufgeschlagenen Zelten oder Buden, in Sichtweite ihrer Boote. Daher die Bezeichnung „Ufermarkt“. Diese Händler brachten vorwiegend die „Luxuswaren“ ihrer Zeit: Rheinweine, ihre in Heimarbeit erstellten kostbaren Tuche, Schwertklingen oder Glaswaren. Das Überseemuseum hat ein Modell entworfen, das eine ungefähre Vorstellung von den ersten Jahren der bischöflichen Missionsstation und dem Ufermarkt vermittelt.
Die Missionskirche, zuerst nur eine schlichter Holzbau, brachte eine politische Institution an die Weser, die katholische Kirche. Schon bald hatte die Holzkirche einem Bau aus solidem Stein Platz gemacht. Inzwischen residierte hier ein Erzbischof mit seinem Hof, das war eine kaufkräftige Kundschaft. Die inzwischen christlichen Sachsen wallfahrten zu den Reliquien des Doms, die versprachen den Kranken und Siechen Wunderheilungen. Die zahlreichen Pilgern vergrößerte die Zahl möglicher Käufer auch aus der Region, für die Hänler wurde der Ort wurde immer interessanter. Der Bremen Markt gewann an Bedeutung. Wohl herrschte hier im Vergleich mit den italienischen Städten noch tiefste Provinz, aber die Entwicklung schritt voran. Im Jahr 965 verlieh der König seinem allmächtigen Erzbischof das Marktrecht und überließ ihm alle Einnahmen aus diesem Privileg. Es war diese Verbindung von kirchlicher Institution und der zum Handel geeignete Platz, die am Anfang der Bremer Geschichte stand.
Text: Achim Saur
Wir danken dem Überseemuseum und fact+film für das Recht zur Nutzung der Aufnahmen von dem Stadtmodell des mittelalterlichen Bremen.