Die verfeuerte Volkssturm-Barrikade

„Volkssturm“, so nannten die NSDAP ihr letztes Aufgebot zur Verteidigung des „Deutschen Heimatbodens“. Als im Oktober 1944 mit Aachen die erste deutsche Stadt in die Hände der Alliierten gefallen war, entstand unter der Parole „Ein Volk steht auf“ das letzte Aufgebot.

Die Bewaffnung war miserabel, die militärische Ausbildung ein Schnellkursus, selbst an Uniformen haperte es. So behalf man sich mitunter mit Reichsbahner-Uniformen oder begnügte sich mit einer Armbinde über der Zivilkleidung.

Der Vater von Waltraud Schmidt war als Werftarbeiter auf der kriegswichtigen Vulkanwerft bisher von einer Einberufung verschont geblieben. Als sich die englischen Truppen Ende April Bremen näherten, sollte er mit seinem Trupp einen Weserübergang bei Vegesack verhindern. Bis dahin bekam er in seiner Stellung Besuch von seiner 17jährigen Tochter, die von zuhause nur einen kurzen Weg hatte. Und die war am Ende auch dabei, als die vorbereitete Straßenbarrikade vor ihrer Haustür plötzlich verschwand.

Ein „Endkampf“ fand in Vegesack nicht statt.

 

Interview: Achim Saur mit Waltraud Schmidt, 2006
Schnitt, Recherche, Text: Achim Saur
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1979-107-09, Falkowski, cc-by-sa

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