Ende einer Werft

Heute erinnert nur noch eine kleine Straße daran, dass hier einmal die mächtige AG Weser war. „Use Akschen“ heißt die Straße, genau so, wie die Werft nicht nur von den Werftarbeitern genannt wurde. Sie ist ein Bremen-Mythos, ähnlich wie der Norddeutsche Lloyd oder Borgward. Alle längst untergegangen.

Das Ende der AG Weser kam 1983. Am 31. Dezember machten die Tore für immer dicht. Der Anfang vom Ende aber, meint Wolfgang Walter, ehemaliger Leiter der Projektabteilung der AG Weser, begann schon viel früher.

Der Wikipedia-Eintrag zur AG-Weser beginnt sachlich unterkühlt. „Die „Aktien-Gesellschaft ‚Weser‘ (umgangssprachlich oft nur AG Weser genannt) war eine Schiffswerft in Bremen. Sie entstand 1872 und wurde 1983 als Folge weltweiter Überkapazitäten im Schiffbau und allzu einseitiger Konzentration auf den Bau von Großtankern geschlossen.“

So lapidar stellt sich das Ende der Werft für die Bremer bis heute nicht dar. Unvergessen der Kampf um das Überleben der AG Weser 1983. Unvergessen auch die Tränen von Bürgermeister Hans Koschnick.

Im August 1983 gibt er, dessen Vater früher selbst auf der AG Weser gearbeitet hat, bekannt, dass die Werft Ende des Jahres geschlossen werden muss. Die enttäuschten und wütenden Werftarbeiter demonstrieren auf dem Marktplatz, sie besetzen die Werft. Als Bürgermeister Koschnick – zwei Tage vor der Bürgerschaftswahl im September 1983 – zur Betriebsversammlung der Belegschaft kommt und beschimpft wird, ist ihm deutlich anzusehen, wie nahe ihm die für ihn aussichtslose Situation geht. Koschnick gewinnt die Wahl mit absoluter Mehrheit, die AG Weser kann er trotzdem nicht retten.

Interview: Wilfried Brandes mit Wolfgang Walter; 2008
Schnittt: Sabine Murken; 2011
Recherche und Text: Christine Spiess; 2011
Fotos: Geschichtskontor

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