Seeleute im Stephaniviertel

Das Seemannsheim der Deutschen Seemannsmission liegt im Stephaniviertel, ein Klinkerbau von 1955. Heute ist es eine kleine Pension für alle, die auf Durchreise sind: egal ob Seeleute oder nicht. Früher kamen hier keine Landratten unter. In den 1960er Jahren, als im Hafen Hochbetrieb war, es Tage brauchte, um ein Schiff zu löschen. Als die Seemänner auf eine neue Heuer warteten und hier die Zeit totschlugen. Und das war selbst dem Seemannspastor oft zuviel.

Das erste deutsche Seemannsheim überhaupt gab es in Bremen. 1852 gründete der Reeder und Kaufmann Johann Carl Vietor am Stephanikirchhof ein Heim für Matrosen und Schiffsjungen. „Er spendete großzügig aus christlicher Überzeugung und fühlte sich verantwortlich für das Wohl der Seefahrer“, hieß es.

Damals lag der Hafen noch an der Schlachte, also in unmittelbarer Nähe der Kirche St. Stephani, deren Bauherr Johann Carl Vietor war. 1887 wurde weiter weserabwärts der Europahafen gebaut, zwei Jahre später das Seemannsheim am Stephanikirchhof geschlossen. Der neu gegründete Bremer Verein für Seemannsheime richtete daher 1897 in der Nähe des Freihafens im Haus Korffsdeich ein neues Seemannsheim ein, mit 39 Betten, Speisesaal, Bibliothek, Billardtisch und einem Garten.

Im August 1944 wurde das Haus am Korffsdeich zerstört. Sechs Jahre später, als der Betrieb im Hafen wieder zunahm, richtete der Verein für Seemannsmission ein provisorisches Seemannsheim im vierten Stock des Volkshauses an der Nordstraße ein. Bis das Seemannsheim 1956 wieder an die Stelle zurückkehrte, wo Vietor es einst gegründet hat: ins Stephaniviertel.

 

Interview: Sabine Murken mit Horst Bartsch; 2008
Schnitt: Sabine Murken; 2011
Recherche und Text: Christine Spiess, 2012
Fotos: Wikimedia Commons, Jürgen Howaldt; Geschichtskontor

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