„Vom Ernst des Lebens“ – Schulen im Stadtteil

Bereits Ende des 17. Jahrhunderts existierte in Rablinghausen eine Kirchspielschule, die im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut wurde. Auch die Lankenauer Kinder besuchten seit Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1844 die Einrichtung im Nachbardorf.

In den 1930er Jahren wurde ein Neubau durch den Zuzug vieler kinderreicher Familien in die sogenannte „Siedlung“ unumgänglich. 1938 begann der Schulbetrieb im neuen Haus an der Wiedhofstraße, wenige Jahre später zerstörten Bomben beim großen Luftangriff im August 1944 das Gebäude. Die Schule wurde nie wieder aufgebaut. Seit 1951 besuchen die Rablinghauser Kinder die Schule am Dorfkampsweg.

 

Lehrerkollegium Wiedhofstraße, um 1938
Voller Stolz präsentiert sich das Lehrerkollegium der Rablinghauser Schule. Der Neubau galt als modernster in Bremen. Die Schule besaß einen Lichthof, einen Zeichen, Musik- und Physiksaal sowie Aquarien und Terrarien in den Fluren. Die Zeiten, in denen Kinder das Lesen und Schreiben anhand der Bibel lernten, waren lange vorbei. Naturkunde und Geographie standen auf dem Stundenplan, und Biologieunterricht wurde anschaulich, wenn die Kinder zusehen durften, wie die Schlange eine Maus vertilgte.

 

„Alte Schule“ Woltmershausen, um 1930
Seit 1871 besuchten die Woltmershauser Kinder die „alte Schule“ an der Dötlingerstraße, bei deren Gründung es zu etlichen Differenzen zwischen den Rablinghausern und Woltmershausern gekommen war. Ganz in der Nähe lag die Tabakfabrik Brinkmann und bei geöffnetem Fenster zogen nicht nur wohlriechende Tabakschwaden in die Klassenzimmer. Während des Zweiten Weltkrieges fiel die Schule den Bomben zum Opfer.

 

Lehrer Gronau mit seiner Klasse, um 1929
Die Pädagogen der Vorkriegszeit regierten mit Strenge und einer Autorität, der sie nicht selten mit dem Rohrstock Nachdruck verliehen. Einige Lehrer wurden von den Kindern verehrt und geliebt, so wie Hinnerk Gronau, der neben seinen pädagogischen Talenten fundierte Kenntnisse in Heimatkunde aufweisen konnte. Ihm verdanken wir Erzählungen über die Geschichte des Niedervielandes in plattdeutscher Sprache, auch als Gründungsmitglied der „Rablinghauser Späldäl“, einer niederdeutschen Bühne, hat er sich verdient gemacht.

 

Klassenfahrt nach Hasbruch, 1931
Ausflüge zählten zu den ersehnten Höhepunkten des Schuljahres. Bei dieser Fahrt 1931 stellte der Woltmershauser Kohlenhändler seinen Lastwagen zur Verfügung. In der Regel machten sich die Kinder mit ihren Lehrern auf Schusters Rappen in die nähere Umgebung auf und erkundeten den Weserstrand, den Nachbarort Hasenbüren oder das Weserwehr bei Habenhausen. Doch manchmal verließ man die unmittelbare Nachbarschaft des Stadtteils und fuhr bis Neuwerk oder zur Bremerhavener Columbuskaje.

 

Im Physiksaal Wiedhofstraße, um 1938
Lange Zeit diente der Schulunterricht dazu, auf ein gottgefälliges Leben vorzubereiten. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht die Lehrpläne auch Kenntnisse in den „Realien“, wie Geographie oder Naturkunde forderten, vermochten viele Landbewohner die Nützlichkeit dieses Wissens nicht einzusehen. Mitte der 1930er Jahre war Naturkundeunterricht selbstverständlich geworden und, unterstützt durch anschauliche Objekte, durchaus nicht langweilig.

Text und Recherche: Veronika Zill
Fotos: Kulturhaus Pusdorf

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