„Golden City“ – Sprungbrett für eine „Küsten“-Karriere

Mit dem Radio- und Fahrradgeschäft war es nicht gut gegangen. Dafür startete Hermann Uhlhorn 1957 eine Karriere auf Bremens sündiger Meile an der Nordstraße. Er begann als Kellner im „Golden City“. Bald darauf machte ihn der Chef zum Geschäftsführer eines seiner weiteren Lokale – der „Bambus-Bar.“ Hilfreich für seinen Aufstieg zur eigenen Bar: Der Mann war schlagkräftig.

Nach dem Krieg hatte Heinz Hermann Gerdes aus der Autoreifen-Werkstatt seines Vaters ein Gewinn einbringendes Lokal entstehen lassen – das legendäre „Golden City“. Der Standort am Tunnel zum Hafen mit den passierenden Hafenarbeitern, Seeleuten und vor allem den zahlungskräftigen Amerikanern war eine Fundgrube.

Hier wollten die Planer zwar später eine breite Hafenrandstraße bauen, doch in den ersten Jahren nach dem Krieg entstanden hier auf den Trümmergrundstücken zahlreiche Behelfsbauten, mit und ohne Baugenehmigung.

Schnell stellte sich heraus, dass hier der richtige Platz für die „Hafenmeile“ war. „Küste“ nannten die Bremer diesen Ankerplatz, an dem nicht nur die Seeleute fest machten. Es begann notdürftig, Bernie Becker errinnert sich an die Anfänge: „Die ham zwei alte Regenfässer hingestellt, dann ein paar Platten draufgelegt, bisschen Dachpappe drangemacht und angefangen, Becks Bier zu verkaufen. Und dann hat der gemerkt, dass gesoffen wurde, der Gerdes, und da hat er seine Autorepaturwerkstatt geschlossen, der hat ja immer angebaut – schwarz, immer vergrößert – und bums, war „Golden City“ fertig.“

Mitte der 50er Jahre war das „Golden City“ die Königin der Nachtlokale an der Küste. Hinter dem Tunnel zum Hafen drängten sich 30-40 Lokale auf dichtem Raum, die Bambus-Bar in der Leutweinstrasse war das Reich von Hermann Uhlhorn geworden.

 

Interview: Frauke Wilhelm
Audio: Birgitta Herzer 2010
Fotos: Geschichtskontor

Zum Weiterlesen: Frauke Wilhelm, Die Taschen waren voller Geld, Edition Temmen 2011. Hier finden Sie mehr zum Thema Bremer „Küste“.

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